Der Schriftsteller Reinhard Kaiser-Mühlecker erhält den von der österreichischen Industrie gestifteten „Literaturpreis der Österreichischen Industrie – Anton Wildgans“ 2020. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird bereits seit 1962 von einer unabhängigen Jury vergeben, am 9. Dezember wird er vom Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Christoph Neumayer, im Wiener Haus der Industrie überreicht.

Die Jury begründet die Auswahl von Reinhard Kaiser-Mühlecker für die diesjährige Auszeichnung wie folgt:
„Die Romane und Erzählungen von Reinhard Kaiser-Mühlecker führen in Regionen, in denen vieles stillsteht, weil der Anschluss an die jüngsten Modernisierungsprozesse längst verloren gegangen ist; und sie nehmen Figuren ins Visier, die gewöhnlich als Verlierer oder Entwurzelte angesehen werden. Aber aufs Korn nehmen sie die gängigen Wahrnehmungen, indem sie scheinbar stichhaltige Vereinbarungen mit äußerst verdichteten Erkundungen konfrontieren, die um den Zusammenhang von Geschichte und Mentalität oder Landschaft und Mentalität kreisen, ohne auf eine Pointe abzuzielen. Mit einer poetischen Akribie sondergleichen, die an Stifter, Hamsun, Tumler und Handke erinnern mag, doch seit langem schon als ureigenes Markenzeichen der Bücher von Kaiser-Mühlecker gelten darf, wird gegen jedes vorschnelle Urteil Einspruch angemeldet und stattdessen jede Art die Welt zu betrachten, nicht zuletzt auch jede große Erzählung selbst unnachgiebig einer Nachprüfung unterzogen.“

Geboren 1982 in Kirchdorf a. d. Krems, wuchs Reinhard Kaiser-Mühlecker im oberösterreichischen Eberstalzell auf und studierte später Landwirtschaft, Geschichte und Internationale Entwicklung in Wien. Sein Debütroman „Der lange Gang über die Stationen“ erschien 2008, es folgten u.a. „Magdalenaberg (2009), „Wiedersehen in Fiumicino“ (2011), „Roter Flieder“ (2012) und „Schwarzer Flieder“ (2014).
Für sein bisheriges Schaffen erhielt der österreichische Schriftsteller zahlreiche renommierte Literaturpreise, darunter den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung, den Österreichischen Staatspreis und den Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Mit dem Roman „Fremde Seele dunkler Wald“ (2016) gelang Reinhard Kaiser-Mühlecker zudem der Sprung in die Shortlist des Deutschen Buchpreises.

Die unabhängige Jury des „Literaturpreises der Österreichischen Industrie – Anton Wildgans“ setzt sich aus Prof. Marianne Gruber (Ehrenpräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Literatur), Univ.-Prof. Dr. Johann Holzner (vorm. Leiter des Brenner-Archivs an der Universität Innsbruck) und Barbara Neuwirth (Schriftstellerin) zusammen.
Der Preis wird auf Vorschlag der unabhängigen Jury einem Schriftsteller oder einer Schriftstellerin der jüngeren oder mittleren Generation mit österreichischer Staatsbürgerschaft verliehen, „dessen oder deren Werk von hervorragender Relevanz für die literarische und gesellschaftliche Korrelation unserer Zeit ist“. Er gehört zu den renommiertesten österreichischen Literaturpreisen.
Unter den Preisträgerinnen und Preisträgern befinden sich eine Reihe von prominenten Autorinnen und Autoren der Zweiten Republik wie Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Michael Köhlmeier, Arno Geiger, Sabine Gruber, Olga Flor, Robert Seethaler, Erich Hackl, Sabine Scholl und Daniel Kehlmann.

 

Eine APA-Meldung der Industriellenvereinigung
www.iv.at