Staatssekretärin Andrea Mayer hat heute die Preisträgerinnen und Preisträger des Österreichischen Kunstpreises 2020 bekanntgegeben.
Die Künstlerinnen und Künstler, die mit dem Österreichischen Kunstpreis 2020 ausgezeichnet werden, stehen fest. Der mit jeweils 15.000 Euro dotierte Preis wird heuer in den Sparten Bildende Kunst, Film, Kulturinitiativen, Künstlerische Fotografie, Literatur, Kinder- und Jugendliteratur, Medienkunst sowie Musik vergeben. Hinzu kommt der Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur. Dieser wird seit 2016 jährlich in Würdigung von Hans Hollein für ein umfangreiches, auch international anerkanntes Werk vergeben. Der Preis ist ebenfalls mit Euro 15.000 dotiert.

Folgende Künstlerinnen und Künstler werden mit dem Österreichischen Kunstpreis 2020 ausgezeichnet:

  • Anna Jermolaewa | Bildende Kunst
  • Norbert Pfaffenbichler | Film
  • Renate Habinger | Kinder- und Jugendliteratur
  • esc – medien kunst labor | Kulturinitiativen
  • Inge Dick | Künstlerische Fotografie
  • Kathrin Röggla | Literatur
  • Hofstetter Kurt | Medienkunst
  • Susanne Kirchmayr (Electric Indigo) und Peter Ablinger | Musik
  • Elsa Prochazka wird mit dem Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur ausgezeichnet.

„Mehr denn je verdienen es Österreichs Künstlerinnen und Künstler, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestellt zu werden. Ihr Beitrag zum gesellschaftlichen Leben geht weit über den Bereich des Kunstmarktes hinaus. Genau das erleben wir alle derzeit durch diese Krise“, so Staatssekretärin Mayer am Dienstag. „Es sind ihre Werke, die Orientierung und Hoffnung ebenso geben, wie sie eine kritische Verortung erlauben. All das ist unerlässlich für unsere Gesellschaft.“

Die Preisüberreichung findet im Rahmen eines Festakts am 24. November 2020 in der Wiener Hofburg im Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen statt.

Der Österreichische Kunstpreis wird etablierten Künstlerinnen und Künstlern für ihr Gesamtwerk zuerkannt und jährlich vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport vergeben. Mit dem Preis werden sowohl ein facettenreiches Kunstschaffen, ein umfassendes Oeuvre als auch die kontinuierliche inhaltliche Weiterentwicklung in der künstlerischen Arbeit gewürdigt. Mit der Vergabe des Hans-Hollein-Kunstpreises für Architektur soll das Andenken an Hans Hollein bewahrt und die große Bedeutung seines Werks betont werden.

Die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger erfolgt durch unabhängige ExpertInnenjurys, eine Bewerbung ist nicht möglich.

Anna Jermolaewa, Bildende Kunst

Geboren 1970 in St. Petersburg, lebt und arbeitet in Wien; 1998 Abschluss des Kunstgeschichtestudiums an der Universität Wien, 2002 Abschluss des Studiums an der Akademie der bildenden Künste Wien (Kunst und digitale Medien), von 2005 bis 2011 Professorin für Medienkunst an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe/ZKM, seit 2018 Professorin an der Kunstuniversität Linz. Zahlreiche Ausstellung im In- und Ausland sowie Preise und Auszeichnungen. Anna Jermolaewa setzt sich in ihrer Arbeit mit jenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auseinander, die prekäre Machtverhältnisse, soziale Ungerechtigkeiten und politische Unterdrückung hervorbringen.

Norbert Pfaffenbichler, Film

Geboren 1967 in Steyr, lebt und arbeitet als freischaffender Künstler, Filmemacher und Kurator in Wien. Nach dem Besuch einer Fachschule für Behindertenpädagogik und Sozialberufe arbeitete er von 1989 bis 1993 als Behindertenbetreuer in Wien. Ab 1992 Studium der Theaterwissenschaften und Publizistik an der Universität Wien, ab 1994 Studium der Visuellen Mediengestaltung bei Peter Weibel an der Universität für angewandte Kunst Wien. Zahlreiche Beteiligungen an Festivals und Ausstellungen.

Renate Habinger, Kinder- und Jugendliteratur

Geboren 1957 in St. Pölten, studierte Grafikdesign von 1971 bis 1975 an der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und ist seit 1975 als freischaffende Illustratorin und Grafikdesignerin tätig. Seit 1997 leitet Renate Habinger die Papierwerkstatt „Schneiderhäusl“ in Oberndorf und seit 2008 die Sommerschule für Kinderbuchillustration. Sie gründete 2013 das Kinderbuchhaus im Schneiderhäusel und ist seitdem dessen künstlerische Leiterin. Zahlreiche Bücher für Kinder und Erwachsene, wofür sie mehrfach ausgezeichnet wurde, u.a. mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis, dem Kinderbuchpreis der Stadt Wien und dem Illustrationspreis der Stadt

esc – medien kunst labor, Kulturinitiativen

esc definiert sich selbst als Kulturinitiative, die Kunstprojekte im Kontext neuer Kulturtechnologien initiiert und betreibt. Der Intention des esc medien kunst labor entsprechend werden künstlerische Arbeiten nicht nur über einen kurzen Zeitraum vermittelt, sondern über längere Zeitperioden mitverfolgt. Das esc medien kunst labor bietet österreichischen Künstlerinnen und Künstlern nicht nur die Möglichkeit, die Arbeiten internationaler Kolleginnen und Kollegen in einer Ausstellung kennenzulernen, sondern fördert im Rahmen des esclab ganz gezielt die Zusammenarbeit österreichischer Künstlerinnen und Künstler mit Kreativen aus anderen Nationen.

Inge Dick, Künstlerische Fotografie

Geboren 1941 in Wien, lebt und arbeitet in Loibichl am Mondsee. Sie begann als künstlerische Autodidaktin, absolvierte ab 1962 ein Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Ab 1971 schuf sie als freischaffende Künstlerin konzeptionelle Malerei in der Tradition der klassischen Moderne; in den 1980er Jahren wurden Polaroid-Bilder zu zentralen Elementen ihrer Werke. Die Untersuchung von Licht, Zeit und Farbe ist das entscheidende Prinzip von Inge Dicks künstlerischer Arbeit. Inge Dick zählt mit ihren Fotoprojekten, ausgeführt mit großen Polaroid-Kameras, sowie mit ihren Filmprojekten zu den renommiertesten VertreterInnen der österreichischen Gegenwartskunst sowie zu den ausgefallenen Positionen der zeitgenössischen experimentellen Fotografie und Filmarbeit. Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche Preise sowie Stipendien. Mit ihren Werken ist die Künstlerin weltweit in Museen und Sammlungen vertreten.

Kathrin Röggla, Literatur

Geboren 1971 in Salzburg, studierte Germanistik und Publizistik an der Universität Salzburg und lebt seit 1992 in Berlin. Sie arbeitet als Prosa- und Theaterautorin und entwickelt Radiostücke und akustische Installationen. Seit 2012 ist sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und seit 2015 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Poetikdozenturen in Saarbrücken, Zürich, Bamberg und Köln. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Preise, darunter den Italo-Svevo-Preis, den Anton-Wildgans-Preis, den Arthur-Schnitzler-Preis, den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch sowie den Franz-Hessel-Preis. Zuletzt erschien „Der Elefant im Raum“ (2019).

Hofstetter Kurt, Medienkunst

Geboren 1959 in Linz, lebt und arbeitet in Wien. Künstlerische Schwerpunkte: Konzepte, Computer-, Licht- und Internet-Arbeiten, Medienkunstinstallationen im öffentlichen Raum, akusmatische Musik- und Klangarbeiten, Experimentalvideos in Zusammenarbeit mit Barbara Doser (Parallel Media), Prints, Skulpturen, Irrationale Muster. Seit 2002 veröffentlicht er wissenschaftliche Publikationen im Bereich der Geometrie. Zahlreiche Ausstellungen und permanente Installationen im In- und Ausland. Auszeichnungen u.a. 2015 Outstanding Artist Award in der Kategorie Interdisziplinarität und 1996 Brunel Award Commendation, Kopenhagen.

Peter Ablinger, Musik

Geboren 1959 in Schwanenstadt. Er absolvierte 1974–1976 eine Grafikausbildung an der HTL Linz und studierte von 1977–1979 Jazz-Klavier an der Musikhochschule Graz. Ab 1979 nahm er privaten Kompositionsunterricht bei Gösta Neuwirth in Graz, parallel dazu bis 1982 auch bei Roman Haubenstock-Ramati in Wien. Seit 1982 lebt Ablinger in Berlin als freischaffender Komponist. 1988 gründete er das Ensemble Zwischentöne. Die Auseinandersetzung mit unüblichen Instrumenten, Spielorten, Aufführungspraktiken und Notationsformen sind paradigmatisch für die Arbeit des Ensembles. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit initiierte und leitete er etliche Festivals. Gemeinsam mit Bernhard Lang, Klaus Lang, Nader Mashayekhi und Siegwald Ganglmair gründete er den Verlag Zeitvertrieb Wien Berlin und ist seit 2012 als Forschungsprofessor an der Universität Huddersfield tätig. Seit 2012 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen.

Susanne Kirchmayr / Electric Indigo, Musik

Geboren 1965 in Wien, ist Musikerin, Komponistin und DJ, lebt und arbeitet in Wien und Berlin. Seit 1989 bereiste sie als DJ mittlerweile knapp 50 Länder Europas, Asiens, Nord- und Südamerikas. Von 1993 bis 1996 arbeitete sie im legendären Hardwax Plattenladen in Berlin, begann damals eigene Musik zu produzieren, und legte so den Grundstein für ihre internationale Karriere. Nach ihrer Rückkehr nach Wien gründete sie 1998 das Netzwerk female:pressure, um die Sichtbarkeit von weiblichen/transgender Künstlerinnen in elektronischer Musik zu erhöhen. Als Komponistin wurde sie u.a. 2012 mit dem Outstanding Artist Award in der Sparte Computermusik und elektronische Musik ausgezeichnet und erhielt 2013 ein Staatstipendium für Komposition.

 

Eine Presseaussendung des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
www.bmkoes.gv.at