Zum ersten Mal via Live-Stream wurde gestern, Sonntag, der 6. Gert Jonke-Preis im Klagenfurter Konzerthaus vergeben. Der nach dem 1946 in Klagenfurt geborenen und 2009 in Wien verstorbenen Literaten benannte Preis wird seit 2011 alle zwei Jahre vom Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt in Zusammenarbeit mit der Jonke-Gesellschaft vergeben. Er ist mit 15.000 Euro dotiert.

Die dreiköpfige Jury – bestehend aus Bernhard Fetz (Literaturarchiv Wien), Doris Moser (Universität Klagenfurt) und Stefan Neuhaus (Universität Koblenz) – entschied sich in diesem Jahr für die Schriftstellerin Ann Cotten als Preisträgerin. Die 1982 in Ames (Iowa/USA) geborene Schriftstellerin lebt seit ihrem fünften Lebensjahr in Wien und Berlin. 2007 erschien mit „Fremdwörterbuchsonette“ ihr erster Gedichtband, zahlreiche Buchpublikationen in verschiedenen Verlagen folgten. Die Poesie Cottens charakterisiert sich durch spielerische und gegenderte Sprachexperimente, sie arbeitet auch genreübergreifend – so arbeitet Cotten auch immer wieder Zeichnungen in ihre Texte ein. Sie ist Trägerin zahlreicher Literaturpreise, darunter der Reinhard-Priessnitz-Preis, der Clemens-Brentano-Preis oder der Adelbert-von-Chamisso-Preis.

Landeshauptmann Peter Kaiser sprach bei der gemeinsamen Preisüberreichung mit Klagenfurts Vizebürgermeister Jürgen Pfeiler vom „Sprachmagier Gert Jonke“ und von der Zeitlosigkeit seiner Arbeiten.

„Es freut mich, dass jemand wie Gert Jonke auch heute noch junge Autorinnen und Autoren fasziniert. Es ist die Zeitlosigkeit von wort- und sprachverwanden Menschen, die immer wieder ihre Gemeinsamkeit finden, die essenziell ist. Besonders herauszustreichen an Ann Cottens Werk ist die genreüberschreitende Interdisziplinarität und Interdependenz von Kunst- und Kulturformen, die sie auf großartige Weise miteinander verbindet. Sie sind eine würdige Preisträgerin, ich darf Ihnen im Namen des Landes Kärnten herzlich gratulieren“, so Kaiser.

In seiner Laudatio auf die diesjährige Preisträgerin sagte Bernhard Fetz, Ann Cotten sei als Schreibende auf die Wahrheit aus, denn Dichten sei auch immer Erkenntnis. Lyrik sei dazu da, um genaueres über sich und die Welt zu erfahren und dies geschehe im Falle von Cotten mit akribischer Präzision. Was sei gute Literatur? Diese Frage sei mit Allem verbunden, so Fetz. Wenn Lyrik gut sei, zeige sie jedenfalls in viele Richtungen. „Die Welt ist aus Sprache und Bildern gemacht“, so Fetz, der im Namen der Jury sehr herzlich zur Auszeichnung gratulierte.

Cotten selbst sagte nach der Auszeichnung, die Arbeit von Gert Jonke sei manchmal nicht wiederzuerkennen, auch wenn man seine Texte kenne. Sie habe das Glück gehabt, Jonke noch persönlich kennenzulernen.

„Ich hätte gerne gelesen, was Jonke heutzutage geschrieben hätte. Bei Jonkes Texten handelt es sich um Beschreibungen, die Konstruktion seiner Sätze waren mir immer Vorbild. Es ist die Macht dieser Beschreibung, die Jonke auszeichnet“, so Cotten.

Gert-Jonke-Preis

Der Gert Jonke-Preis ist ein Literaturpreis für Prosa, Dramatik sowie Lyrik und wurde 2011 ins Leben gerufen, um das Andenken an den Kärntner Schriftsteller Gert Jonke zu wahren. Jonkes Werk zählt zu den bedeutendsten sprachkünstlerischen Schöpfungen der Gegenwartsliteratur. Der Preis ist an keine Altersklausel gebunden, er richtet sich jedoch an renommierte Autorinnen und Autoren, die bereits auf Publikationen in namhaften Verlagen verweisen können. Der Preis wird im gesamten deutschen Sprachraum ausgeschrieben und zählt zu den gewichtigen und renommierten Literaturpreisen.

Im Rahmen der heurigen Preisverleihung, die von Heimo Strempfl (Leiter des Robert Musil Literatur-Museum) moderiert wurde, rezitierte Wolf Bachofner sowohl Jonkes Gedicht „Dieser Tag“ als auch einen Text der Preisträgerin Ann Cotten. Gezeigt wurde ebenso ein Filmbeitrag des Komponisten Dieter Kaufmann von der Uraufführung seiner Vertonungen von fünf Jonke Gedichten. Kaufmann, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, schätzt vor allem die Besonderheit von Jonkes Sprache und pflegte eine Freundschaft mit dem Literaten. Die Videobeiträge über die Jurorinnen und Juroren sowie Kandidatinnen und Kandidaten sowie das Rahmenprogramm wurden von Martin Polasek gestaltet.

 

Pressseaussendung Land Kärnten