Das Neue Jahr beginnt mit einer Reihe von guten Nachrichten:
- Der Bruno-Kreisky-Preis für besondere verlegerische Leistungen geht an den Verlag Kremayr & Scheriau,
- den Sonderpreis „Arbeitswelten – Bildungswelten“ erhält Alexia Weiss für ihr Buch „Zerschlagt das Schulsystem und baut es neu“,
- der Anerkennungspreis geht an Judith Kohlenberger für ihre Schrift „Das Fluchtparadox“ und an Marlene Engelhorn für ihr Buch „Geld“.
Alle drei Bücher sind 2022 im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen.
Bruno-Kreisky-Preis für besondere verlegerische Leistungen
Der Verlag Kremayr & Scheriau wurde im Jahr 1951 von Rudolf Kremayr und Wilhelm Scheriau gegründet, 1966 beteiligte sich Bertelsmann am Verlag und 1991 wurde der Orac-Sachbuchverlag übernommen. Zu den großen Erfolgen der Vergangenheit gehören u. a. Hugo Portisch und sein Opus magnum „Österreich I“ und „Österreich II“, die Memoiren von Bruno Kreisky und das „Österreichische Jahrhundert“ von Hellmut Andics. Einen besonderen Schwerpunkt seit Langem, und vor allem auch gegenwärtig, bilden kritische Sachbücher, die den gesellschaftspolitischen Diskurs in Österreich seit jeher bereichern.
Im Jahr 2015 wurde schließlich eines der spannendsten Literaturprogramme mit dem Fokus auf junge österreichische Gegenwartsautor:innen ins Leben gerufen, das dem Spiel mit Sprache freien Lauf lässt und der Literatur Innovationsräume eröffnet.
Sonderpreis „Arbeitswelten – Bildungswelten“
Der Sonderpreis „Arbeitswelten – Bildungswelten“ geht an Alexia Weiss für „Zerschlagt das Schulsystem und baut es neu“.
Die Journalistin und Autorin zeigt, wie groß die Unzufriedenheit mit dem österreichischen Schulsystem bereits ist – bei den Pädagog:innen und bei den Eltern. Der Druck und das Pensum sind groß. Der Schulalltag bewegt sich zwischen Über- und Unterforderung der Kinder und Überlastung der Lehrenden und Eltern. Weiss beschreibt in ihrer Publikation mutige Ansätze, wie in einem inklusiven Schulsystem die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes in den Vordergrund gerückt, Defizite ausgeglichen und Talente gefördert werden können. Ideologische Fragen müssen dabei in den Hintergrund treten und die physische, psychische, soziale sowie ökonomische Situation eines Kindes im Zentrum stehen.
Anerkennungspreis
Der Anerkennungspreis wird heuer zweifach vergeben: An Judith Kohlenberger für ihre Schrift „Das Fluchtparadox“ und an Marlene Engelhorn für ihr Buch „Geld“.
Judith Kohlenberger: Wenige brennende Themen sind so sehr der undifferenzierten Polemik und populistischen Mobilisierung ausgesetzt wie das Thema Flucht. Auf dem Rücken von Menschen, die so viel verloren haben und massiv unter Druck stehen, wird politisches Kleingeld gewechselt, ohne Hilfe und politische Lösungen anbieten zu wollen. Um so wichtiger sind wissenschaftliche Forschung und Expertise, wie Fluchtforscherin Judith Kohlenberger sie für die öffentliche Debatte einbringt. Ihr Buch ist eine detaillierte Analyse unseres Umgangs mit Vertreibung und Vertriebenen und ein Aufzeigen von Wegen einer menschlichen Asyl- und Integrationspolitik. Sie mahnt moralische Verantwortung und das Vertrauen in unsere Institutionen, unseren Rechtsstaat und unsere Zivilgesellschaft ein.
Marlene Engelhorn weiß wovon sie spricht: Sie ist eine Millionenerbin, die mit der Aussage, 90 Prozent ihres Erbes spenden zu wollen, das Licht der Öffentlichkeit suchte. Warum? Mit diesem Schritt wollte sie auf das gesellschaftspolitische Problem der Intransparenz von Reichtum und dem demokratiepolitischen Schaden, den Überreichtum anrichtet, hinweisen. Ihre persönlichen Erfahrungen, ihre gesellschaftspolitischen Thesen und ihre damit verbundenen Forderungen hat sie nun in einem packenden Buch veröffentlicht. Sie stellt drängende Fragen: „Wie viel ist genug?“, „Was ist das gute Leben für alle?“, „Wie wollen wir teilen?“ und „In wessen Händen liegt das Recht zu entscheiden?“. Ihr Text gibt spannende Antworten und entwirft eine Vision einer gerechten demokratischen Gesellschaft.
Barbara Brunner / Renner Institut / Red.