30 Jahre leitete Hildegard Gärtner mit großem literarischem Gespür und wirtschaftlicher Sorgfalt den Wiener Kinder- und Jugendbuchverlag Jungbrunnen, mit Jahresende ist sie in den Ruhestand getreten. Ihre Nachfolge tritt Anna Stacher-Gfall an, die bei Jungbrunnen seit 2012 für die Pressearbeit, die Werbung und die Herstellungskoordination zuständig war.

Verlag Jungbrunnen

Der Verlag Jungbrunnen wurde 1923 von den Österreichischen Kinderfreunden mit dem Ziel gegründet, Kindern aller Einkommensschichten qualitätsvolle Bücher zu bieten – ein Ziel, das Hildegard Gärtner in ihrer Programmlinie mit Leidenschaft und Innovationsgeist verfolgte.

Um intern möglichst große Ressourcen für Kreativität freizumachen, wurden unter ihrer Führung administrative Abläufe zum Teil ausgelagert oder standardisiert, etwa durch die Einführung einer komplexen Verlagssoftware,
in deren Entwicklung Hildegard Gärtners umfassende Fachkenntnisse nachhaltig miteingeflossen sind. All diesen Maßnahmen ist es zu verdanken, dass Jungbrunnen eine florierende, nach wie vor konzernunabhängige Größe in der Landschaft der deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchverlage ist.

„Bücher für Kinder mit Köpfchen“ – nach diesem von ihr geprägten Slogan richtete Hildegard Gärtner ihr Programm aus. Sie pflegte behutsam die Klassiker der österreichischen Kinderliteratur – 2022 feiern etwa „Das kleine Ich bin ich“ von Mira Lobe und Susi Weigel den 50. und „Der alte, der junge und der kleine Stanislaus“ von Vera Ferra-Mikura und Romulus Candea den 60. Geburtstag –,
nicht ohne diese nach dem neuesten Stand der Technik in immer wieder verbesserter Bildqualität auf den Markt zu bringen.

Daneben zeigte sie hervorragendes Gespür, neue Talente zu entdecken und zu fördern, was in langfristige und intensive Kooperationen mündete: Hildegard Gärtner verlegte in 30 Jahren 270 Erstausgaben, der Großteil von ihr lektorierte, deutschsprachige Originale.
Heinz Janisch und Helga Bansch, deren erstes Bilderbuch „Zack bumm!“ (2000) der Verlegerin freundschaftlich gewidmet ist, begannen bei Jungbrunnen ihre erfolgreiche Teamarbeit.
Das erste Buch des Duos Elisabeth Steinkellner und Michael Roher („An Herrn Günther mit bestem Gruß“) ist 2010 bei Jungbrunnen erschienen. Inzwischen sind die beiden international bekannt und vielfach ausgezeichnet.
Der Poet Albert Wendt ist seit 2004 Jungbrunnen-Stammautor, im Februar 2022 erscheint sein neuestes Buch („Geschichten unter einem weiten Himmel“).
Unbestechliches Sprachgefühl, eine klare Textlinie sowie intensive und langfristige Zusammenarbeit mit Urheber*innen kennzeichnen Hildegard Gärtners Prinzipien als Lektorin.

Auch bei den wenigen übersetzten Titeln zeigte sich immer wieder Hildegard Gärtners Sinn für Themen, die in der Luft liegen: Bereits im August 2001, einen Monat vor den Anschlägen des 11. September, erschien bei Jungbrunnen „Die Sonne im Gesicht“ der kanadischen Autorin Deborah Ellis. Das Buch über die Lebensumstände unter den Taliban wurde ein Welterfolg und ist heute noch als „Afghanistan-Trilogie“ lieferbar.
Dank ihrer weitverzweigten internationalen Vernetzung entschied sich Hildegard Gärtner 2012 dafür, das Pappbilderbuch „Ein Entlein kann so nützlich sein“ der argentinischen Künstlerin ISOL ins Programm aufzunehmen.
2013 erhielt die Argentinierin den Astrid-Lindgren-Memorial-Award, den weltweit höchstdotierten Kinder- und Jugendliteraturpreis.

Anna Stacher-Gfall will die erfolgreiche Programmlinie in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch und Jugendbuch weiterführen und auch in Zukunft großen Wert auf die Qualität von Inhalt, Sprache und Illustration legen.
Unterstützt wird sie dabei von einem starken Team: Martina Moosleitner ist seit 2006 im Verlag Jungbrunnen für Vertrieb, Rechte und Lizenzen verantwortlich, Henriette Strohal ist seit August 2021 Verlagsassistenz in allen Bereichen und Katja Greitner ist seit September 2021 für Pressearbeit, Werbung und Herstellungskoordination zuständig.

 

Aussendung Jungbrunnen Verlag