In einem feierlichen Rahmen im Haus der Begegnung wurde der formale Akt des Gemeinderatsbeschlusses von Maria Saal vollzogen und wurde dem Schriftsteller Peter Turrini gestern, Donnerstag, die Urkunde für die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Maria Saal im Beisein von Kulturreferent LH Peter Kaiser überreicht.
„Wir ehren Peter Turrini für seine lebenslange Wachsamkeit, für seinen Mut zur Unbequemlichkeit, für seine behutsame, kritische Liebe zur Heimat und sein stures Beharren darauf, dass die Menschenwürde unteilbar und kein Exklusivrecht der Reichen und Mächtigen unserer Welt ist. Peter Turrini, hier in Maria Saal aufgewachsen, löste den Heimatbegriff von dessen Verklärung“, so Kaiser im Zuge der Veranstaltung, die von Theologen und Turrini-Freund Arnold Mettnitzer moderiert wurde.
Peter Turrini vertrete in all seinen Werken, ob Prosa oder Drama, einen zutiefst humanistischen und dem Leid des Individuums an den gesellschaftlichen Zuständen zugewandten Standpunk.
„Er hat seit den 1970er Jahren äußerst kritisch die – nicht nur geistige – Enge der Provinz, ihre Trägheit und Borniertheit angeprangert und dem damals noch bevorzugten Diskurs eines an Blut und Boden orientierten Heimatbegriffes entgegengesetzt. Das hat ihm in der veröffentlichten Meinung den Ruf eines Unruhestifters eingebracht, was allein für sich beweist, wie notwendig Turrinis Polemiken und Einwände waren“, betonte Kaiser.
Turrini, nun als Ehrenbürger, erinnerte sich an sein Leben in Maria Saal: „Ich habe mich sehr ausgegrenzt gefühlt in diesem Dorf. In den schönsten Momenten der Kindheit war es ein Paradies – aber die Kunst hat mich vertrieben. Die Vergangenheit aber ist immer in mir und oft habe ich an Rückkehr gedacht, oft jedoch war ich froh, weit genug weg zu sein. Doch ich hänge an diesem Ort mit großer Ambivalenz und ich nehme die Ehrenbürgerschaft an als meinen Ausdruck der Versöhnung“, blieb Turrini in seiner Rede der von ihm gewohnt Wahrheit treu.
Peter Turrini, geboren 1944 in St. Margarethen im Lavanttal als Sohn eines italienischen Kunsttischlers, wuchs in Maria Saal auf. Seit 1971 ist er freier Schriftsteller und lebt heute in Kleinriedenthal bei Retz. Turrini besuchte die Volksschule in Maria Saal, danach die Hauptschule und die Handelsakademie in Klagenfurt, wo er 1963 maturierte. Früh schon kam er auf dem Tonhof von Gerhard Lampersberg mit zahlreichen Vertretern der österreichischen Avantgarde in Kontakt, wie etwa Christine Lavant, H.C Artmann, Thomas Bernhard, Peter Handke, Gert Jonke, Wolfgang Bauer u.v.a. Die Familie Lampersberg war es auch, die das Talent des jungen Turrini erkannt und gefördert hat.
Turrinis erste beiden sozialkritischen Stücke „Rozznjogd“ (1971) und „Sauschlachten“ (1972) gerieten zu Theaterskandalen. Ebenso erregte die gemeinsam mit Wilhelm Pevny verfasste sechsteilige Fernsehserie „Alpensaga“ (1974 bis 1979), die mit den Klischees der Heimatliteratur aufräumte, öffentliches Ärgernis. Erfolgreich war die Serie trotzdem, was auch daran festzumachen ist, dass von 1988 bis 1991 die vierteilige TV-Serie „Arbeitersaga“ folgte, deren Drehbücher Turrini zusammen mit Rudolf Palla schrieb.
Turrinis Werke wurden in 30 Sprachen übersetzt, seine Stücke werden weltweit aufgeführt.
Die Ehrenurkunde selbst überreichte Bürgermeister Franz Pfaller, da die Veranstaltung zugleich auch eine Sonder-Gemeinderatssitzung darstellte, um die Ehrenbürgerschaft offiziell verleihen zu können.
Umrahmt wurde die Feier vom Saxophonisten Edgar Unterkirchner, der es sich nicht nehmen ließ, Manfred Bockelmann aus dem Publikum auf die Bühne ans Klavier zu holen. Die Laudatio für Turrini hielt Maria Saals Kulturreferent Heinz-Christian Hammerschlag.
Presseaussendung Amt der Kärntner Landesregierung