Dimitré Dinev (55) erhält den vom BMKOES gestifteten, mit 10.000 Euro dotierten ›Manès Sperber-Preis‹ 2023. Die Preisverleihung wird am 22. Mai 2023 im Jüdischen Museum Wien stattfinden.

Dimitré Dinev, geb. 1968 in Plowdiw (Bulgarien), flüchtete 1990 über die „grüne Grenze“ nach Österreich, wo er seither lebt. Er schlug sich als Gelegenheitsarbeiter durch und begann parallel dazu mit einem Studium der Philosophie und russischen Philologie in Wien. Zu seinen Werken zählt der preisgekrönte Roman »Engelszungen« (2003) sowie die Bände mit Erzählungen »Ein Licht über dem Kopf« (2005) und »Barmherzigkeit« (2010). Hinzu kommen Theaterstücke, Essays und ein Filmdrehbuch.

Aus der Begründung der unabhängigen Jury:

»Im Zentrum des Werks von Dimitré Dinev steht das Fluchterlebnis und dessen Konsequenzen wie Armut und Fremdsein – eine zeitlose Thematik, deren Virulenz sich in der Gegenwart noch massiv steigert. Lebenserfahrungen im Kommunismus vermengen sich mit jenen als unerwünschter Flüchtling in Österreich. Es vermischen sich Betrachtungen der Gegenwart mit Reminiszenzen an Diktaturen der Vergangenheit ebenso wie Realismus mit Traumszenen. Dinev schöpft seine Sprachgewalt direkt aus dem Leben und ist von enormer Authentizität. Er schreibt auf Deutsch, obwohl das nicht seine Muttersprache ist, und erreicht dabei eine neue Sprachdimension.«

In ihrer Reaktion auf die Entscheidung der Jury betonte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer:

„Dimitré Dinev schöpft aus einem reichen Fundus der Erzählkunst und berührt sein Lesepublikum mit seinen humorvollen Geschichten über die immerwährenden Themen Liebe und Glück, Sterben, Macht und Politik. Als Theaterautor bereichert und belebt er mit seinen Bühnenfassungen und –stücke die heimischen Spielpläne. Der 1968 in Bulgarien geborene Dimitré Dinev, der 1990 über die Grüne Grenze nach Österreich floh, um in Österreich schließlich ein europäischer Schriftsteller zu werden, passt wie kein anderer in die Reihe der Manès Sperber-Preisträger. Ich gratuliere ihm sehr herzlich zu dieser schönen Auszeichnung.“

Manès Sperber-Preis

Der ›Manès Sperber-Preis‹ wird seit 1985 von der Manès Sperber-Gesellschaft (MSG) in Zusammenarbeit mit dem für Kunstagenden zuständigen Bundesministerium vergeben. Ausgezeichnet werden hervorragende Leistungen auf dem Gebiet des gesellschaftspolitischen Romans, der politisch-literarischen Essayistik oder der gesellschaftspolitisch bedeutsamen Kulturphilosophie.
Frühere Preisträger*innen waren u.a. Ilse Aichinger, Karl-Markus Gauß, Ágnes Heller, Péter Esterházy sowie zuletzt Dubravka Ugreši? (2019) und Marica Bodroži? (2021).

Jochen Hörisch wird im Rahmen der Preisverleihung die Laudatio halten, Wolfgang Müller-Funk, Präsident der MSG, führt ein Gespräch mit dem Preisträger. Moderiert wird der Abend von der Direktorin des Jüdischen Museums, Barbara Staudinger.

 

Presseaussendung Manès Sperber-Gesellschaft / Redaktion