Milan Kundera, am 1. April 1929 in Brünn/Tschechoslowakei als Sohn eines Musikprofessors und Janácek-Schülers geboren, lernte früh Klavierspiel und Komposition. Bekannt wurde er durch den Roman „Der Scherz“. Nach dem sowjetischen Einmarsch in die ?SSR am 21. August 1968 verlor Milan Kundera seine Dozentur für Musik und Dramatik an der Prager Filmakademie, seine Bücher wurden aus den Bibliotheken des Landes entfernt und nicht mehr verlegt. 1975 erhielt Milan Kundera eine Gastprofessur für Literatur an der Universität Rennes. 1979 entzog ihm die tschechische Regierung als Reaktion auf „Das Buch vom Lachen und vom Vergessen“ die Staatsbürgerschaft. 1981 nahm Milan Kundera die französische Staatsbürgerschaft an und schrieb seit 1993 in französischer Sprache. Sein Werk erschien seit 1984 im Hanser Verlag, zuletzt 2015 der Roman „Das Fest der Bedeutungslosigkeit“.

Im Jahre 2011 wurde Milan Kunderas Gesamtwerk in die Klassikeredition Bibliothèque de la Pléiade aufgenommen und 2017 in erweiterter Ausgabe vorgelegt.

Milan Kundera, der zu den großen Romanciers des Jahrhunderts zählt, wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Staatspreis der CSSR (1964), dem Preis des Schriftstellerverbandes der CSSR (1968), dem Prix Médicis (1973), dem Premio letterario Mondello (1978), dem Prix Jérusalem pour la Liberté (1985), dem Nelly-Sachs-Preis (1987), dem Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur (1987), dem Herder-Preis der Universität Wien (2000), dem Grand Prix de littérature de l’Académie française (2001), dem Staatspreis für Literatur der Tschechischen Republik (2007), dem Prix mondial de la Fondation Simone et Cino del Duca (2009), dem Prix de la Bibliothèque nationale de France (2012) und dem Franz-Kafka-Preis (2020).

Milan Kundera ist am 11. Juli in Paris nach langer Krankheit gestorben.

„Milan Kunderas Werk zeigt den Menschen in seiner Schönheit und in seinem Schrecken. Die Literatur des 20. Jahrhunderts wäre unvollständig ohne ihn.“ Jo Lendle, Verleger

„Mit Milan Kundera haben wir einen Schriftsteller europäischen Rangs verloren, einen Mann von beeindruckender Courage und intellektueller Brillanz“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. „Sein unüberhörbares und uneingeschränktes Bekenntnis zu Europa und sein Ausdruck der Achtung für Demokratie und Freiheit sind in Zeiten, in denen die Selbstverständlichkeit dieser Werte gefährdet ist, unverzichtbar. Wir tun gut daran, sein Ideal von Europa und seine Gedanken der einigenden Kraft der Kultur für ein gemeinsames Europa in Erinnerung zu behalten. Es ist tröstlich, seinen Geist in seinem Oeuvre lebendig zu wissen. Meine Anteilnahme gilt insbesondere seiner Familie, seinen Freundinnen und Freunden und seinen zahlreichen Weggefährtinnen und -gefährten.“

 

Pressemitteilung Carl Hanser Verlag / Presseaussendung Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport / Redaktion