Christian Brandstätter ist in der Nacht auf den 25. Januar 2024 nach kurzer, schwerer Krankheit im 81. Lebensjahr überraschend verstorben.
„Mein Vater war ein großer Menschen- und Bücherfreund. Sein feiner Geist, sein Kunstsinn und sein verlegerisches Gespür werden uns fehlen, ebenso wie sein raumgreifendes und unverkennbares Lachen, das nun für immer verklungen ist. Ich bin tieftraurig. Mein Vater wird in unzähligen Büchern, die er zum Teil persönlich herausgegeben hat, weiterleben. Wir werden sein Vermächtnis in Ehren halten und in die Zukunft tragen“, sagt sein Sohn Nikolaus Brandstätter.
Abenteuer seit 1982
Schon die Verlagsgründung war ein großes Abenteuer. Als Christian Brandstätter im Jahr 1982 mit seinem neuen Verlag antrat, um das illustrierte Buch zu revolutionieren, konnte er als Herausgeber bereits auf zahlreiche preisgekrönte Werke zurückblicken.
Der bekannte Kritiker Hans Weigel schrieb zur Gründung: „Er scheint mir ein geborener, sogar der allergeborenste Verleger in weitem Umkreis, ein konstitutioneller Verleger, Macher und Liebhaber von Büchern in Personalunion, ein Besessener, ein Kenner, ein großer Gestalter.“
Mit Standardwerken über Wien 1900, Egon Schiele und Gustav Klimt erregte er schnell international Aufsehen. Bücher über jüdisches Geistesleben und dessen immense Bedeutung für die Kultur Mitteleuropas waren ihm von Beginn an ein verlegerisches Herzensanliegen.
Herr der Bilder
Zudem galt sein Interesse der Fotografie, die damals noch ein Schattendasein führte. Er hob zahlreich Schätze aus der Frühzeit des Mediums. Der Verlag bot auch zeitgenössischen Fotograf:innen wie Franz Hubmann, Erich Lessing oder Barbara Pflaum eine publizistische Plattform.
Viel später sollte aus dieser Leidenschaft und seiner Sammlertätigkeit ein eigenes Unternehmen entstehen: brandstaetter images, das Christian Brandstätter 2002 gemeinsam mit seinem Sohn gegründet hat. Die Fotoagentur ist Österreichs größtes privates Bildarchiv und eine der führenden Quellen für historische Bildrechte.
Neue Kapitel
Eine finanzielle Notlage seines Verlags Anfang der 90er Jahre konnte Christian Brandstätter überwinden. Noch lange vor dem Boom entdeckte er das große Potential von Kochbüchern. Er veröffentlichte schon früh kulinarische Werke von Wolfram Siebeck und Ewald Plachutta.
Ab Mitte der 2000er Jahren machte der Verlag mit einer neuen Reihe über die goldenen Dekaden von Metropolen wie Berlin, London und New York international Furore. Zudem wurde das Verlagsprogramm um die Bereiche Wohnen und Garten ausgeweitet.
Übergabe und freundvolle Projekte
2011 übergab Christian Brandstätter den Verlag an seinen Sohn Nikolaus Brandstätter. Nach dem Rückzug aus dem Tagesgeschäft widmete er sich der weiteren Aufarbeitung seiner umfangreichen historischen Fotografiesammlungen. Darüber hinaus fungierte er als Herausgeber von Standardwerken wie „Wien 1900“, „Das Wiener Kaffeehaus“ und „Wien. Porträt einer Stadt“. Zuletzt hat er mit Freude an der Bildrecherche für das Buch „Wien und die wilden 20er Jahre“ gearbeitet.
Presseaussendung Christian Brandstätter Verlag / Red.