Der mit 15.000 Euro dotierte Preis für Lyrik und Prosa würdigt Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die in ihrem literarischen Schaffen – so wie Christine Lavant – einen hohen ästhetischen Anspruch mit humaner Haltung und gesellschaftskritischem Blick vereinen. Die sechs-köpfige Jury entschied heuer für Ulrike Draesner. Die Lyrikerin, Romanautorin, Essayistin und Übersetzerin gehört zu den profiliertesten Schriftstellerinnen des deutschen Sprachraums.
Die Begründung der Jury
„Ulrike Draesner überzeugte mit ihrem ebenso vielfältigen wie umfangreichen Gesamtwerk. Sowohl ihre Gedichtbände als auch ihre Romane gehören seit Jahrzehnten zum Lesenswertesten, was die deutschsprachige Gegenwartsliteratur zu bieten hat. Mit Themen wie Erinnerung und Körperlichkeit, Vertreibung und Flucht sowie Neuinterpretationen von Geschichte und Mythen aus Frauenperspektive behandelt die Autorin im Großen wie im Kleinen die drängenden Fragen unserer Zeit. Ihre Freude am Erzählen und der auch physischen Wirkmacht poetischer Sprache ist ansteckend, fast unmerklich werden dabei die Grenzen unserer Wahrnehmung von Literatur und Welt erweitert.
Ulrike Draesners Bücher sind sprachlich anspruchsvoll, aber nie überfordernd, lehrreich, aber nie belehrend. Ob sie nun das Entstehen menschlichen Sprechens in einem mehrspaltigen Versepos darstellt oder heiter über die Wechseljahre philosophiert: Sie schreibt Literatur, die uns alle angeht, Literatur, die man gerne rezipiert, kurz: Literatur, wie sie heute gebraucht wird.“
Ulrike Draesner
Ulrike Draesner stammt aus München. Sie studierte an den Universitäten München, Salamanca und Oxford Anglistik, Germanistik und Philosophie und arbeitete als wissenschaftliche Assistentin am Münchner Institut für Deutsche Philologie. Im Jahre 1993 gab sie ihre wissenschaftliche Laufbahn zugunsten der schriftstellerischen Arbeit auf. Seit 2018 ist sie Professorin für Deutsche Literatur und Erasmus-Koordinatorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.
Ulrike Draesner verfasst in erster Linie Lyrik und Prosa. Sie arbeitet häufig zusammen mit bildenden Künstlern und Schriftstellerkollegen an sogenannten „intermedialen“ Projekten. Dabei treten Draesners Texte mit Kunstformen wie Bildhauerei, Aktionskunst und Musik in ein Spannungsverhältnis.
Bis jetzt liegen weit über 20 Buchveröffentlichungen vor, u.a.: Subsong. Gedichte. 2014, Eine Frau wird älter. Ein Aufbruch 2018, Schwitters. Roman 2018, doggerland. Gedicht 2021, Die Verwandelten. Roman 2023
Im Sommer dieses Jahres sind penelopes sch( )iff. postepos über den größten Mythos der abendländischen Kulturgeschichte im Penguin Verlag erschienen sowie im Wallstein Verlag ihre Göttinger Lichtenberg-Poetik-Vorlesung unter dem Titel Sich ein Herz fassen.
Ihr Werk wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. dem Eichendorff-Literaturpreis, dem Gertrud-Kolmar-Preis, der Frankfurter Poetik-Dozentur, dem Usedomer Literaturpreis. Im Jahre 2021 erhielt Draesner den mit 50.000 Euro dotierten Großen Preis des Deutschen Literaturfonds
„Ulrike Draesner konfrontiert uns mit Unvereinbarem und Schmerz. Sie experimentiert mit literarischen Formen und fordert die Sprache heraus, ohne ihr Publikum dabei aus den Augen zu verlieren. Ihre Lust am Erzählen und an der Wirkungskraft des Wortes ist in jedem Band zu spüren – gleich ob Prosa, Lyrik oder Essay – und sie ist so ansteckend, dass ihr die Jury den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds 2021 zuspricht.“
Ulrike Draesner ist auch als Übersetzerin tätig. Von ihr stammen auch einige Übersetzungen aus dem Englischen, darunter zwei Bände der 2020 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten amerikanischen Lyrikerin Louise Glück.
Jury 2025
Der sechs-köpfigen Jury gehörten Manfred Müller, Gudrun Hamböck, Andreas Unterweger, Erich Klein, Alma Vallazza und Karin S. Wozonig an,
Preisverleihung
Die festliche 10. Preisverleihung findet am Sonntag, den 5. Oktober 2025, um 11 Uhr im RadioKulturhaus in Wien statt und wird von herausragenden Künstlern und Künstlerinnen gestaltet: die international bekannte Film- und Theaterschauspielerin Sophie von Kessel wird Lyrik und Prosa von Christine Lavant lesen. Drei großartige Musiker – Edgar Unterkirchner am Saxophon, Hannah Senfter an der Harfe und Ton? Feinig am Piano – werden die Matinee musikalisch umrahmen. ORF Kulturchef Martin Traxl moderiert.
Das RadioKulturhaus bietet ein Live-Streaming, ORF III überträgt zeitversetzt die gesamte Verleihung und Matinee am 11. Oktober um 9.00 Uhr.
Im Anschluss an die Verleihung des mit 15.000 Euro dotierten Christine Lavant Preises und der Rede der diesjährigen Preisträgerin, läd die Internationale Christine Lavant Gesellschaft ab 12:30 Uhr zu einem Empfang mit der Preisträgerin und den Künstlern im Foyer des RadioKulturhaus. Das Ende der Veranstaltung ist um 13:30 Uhr
Christine-Lavant-Preis
2025 wird die Auszeichnung bereits zum 10. Mal vergeben. Die bisherigen Preisträger und Preisträgerinnen sind Ausdruck des hohen Anspruchs und der Wertschätzung für das Werk der großen Kärntner Dichterin. Als erster Schriftstellerin wurde 2016 der Preis Kathrin Schmidt zugesprochen; es folgten Bodo Hell, Claus Merz, Angela Krauß, Judith Schalansky, Maja Haderlap, Alois Hotschnig, Yevgeniy Breyger und 2024 Ann Cotten.
Sponsoren, Förderer, Mitglieder und Medienpartner
Die Aktivitäten der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft, im Besonderen die Dotierung des Christine Lavant Preises mit Matinee und Preisverleihung, werden von der KELAG, der Berndorf Privatstiftung, dem Land Kärnten, der Hans Schmid Privatstiftung und durch die Beiträge der Fördernden und Ordentlichen Mitglieder der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft finanziell ermöglicht.
Der ORF, das RadioKulturhaus und die Wochenzeitung DIE FURCHE begleiten die Aktivitäten der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft als Medienpartner.
Weitere Informationen zur Internationalen Christine Lavant Gesellschaft finden Sie auf der Website www.christine-lavant.com
Presseaussendung Internationale Christine Lavant Gesellschaft / Red.