Mit Friederike Mayröcker ist heute am 4. Juni eine der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftstellerinnen im deutschen Sprachraum verstorben. Die zurückgezogen lebende Autorin war vorallem für ihre Lyrik, Hörspiele aber auch Prosa bekannt und mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht worden, u.a. Preis der Stadt Wien für Literatur, Georg-Trakl-Preis, Anton-Wildgans-Preis, Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur, Friedrich-Hölderlin-Preis, Georg-Büchner-Preis, Literaturpreis der Stadt Bremen, Österreichischer Buchpreis, …

Friederike Mayröcker

Friederike Mayröcker wurde am 20. Dezember 1924 in Wien geboren. Sie besuchte zunächst die Private Volksschule, ging dann auf die Hauptschule und besuchte schließlich die kaufmännische Wirtschaftsschule. Die Sommermonate verbrachte sie bis zu ihrem 11. Lebensjahr stets in Deinzendorf, welche einen nachhaltigen Eindruck bei ihr hinterließen. Nach der Staatsprüfung auf Englisch arbeitete zwischen 1946 bis 1969 als Englischlehrerin an verschiedenen Wiener Hauptschulen.

Bereits 1939 begann sie mit ersten literarischen Arbeiten, sieben Jahre später folgten kleinere Veröffentlichungen von Gedichten. Im Jahre 1954 lernte sie Ernst Jandl kennen, mit dem sie zunächst eine enge Freundschaft verband, später wurde sie zu seiner Lebensgefährtin, bis zu seinem Tod 2000.
Nach ersten Gedichtveröffentlichungen in der Wiener Avantgarde-Zeitschrift „Plan“ erfolgte 1956 ihre erste Buchveröffentlichung. Im Umfeld der Wiener Gruppe um H.C. Artmann Andreas Okopenko, Gerhard Rühm blieben die experimentellen Arbeiten im Nachkriegsösterreich von der Öffentlichkeit zunächst kaum beachtet. Der Gedichtband „Tod durch Musen“ (Rowohlt Verlag, 1966) und das Hörspiel „Fünf Mann Menschen“ (1971), das sie zusammen mit Ernst Jandl verfasste, brachten schließlich den Durchbruch.

Friederike Mayröcker war bis zu ihren Tod schriftstellerisch aktiv. Ihr 2020 erschienener Prosaband „da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trat“ war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2021 in der Kategorie Belletristik nominiert.

Reaktion der Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer auf den Tod von Friederike Mayröcker

Tief betroffen zeigt sich Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer heute angesichts des Ablebens der österreichischen Schriftstellerin Friederike Mayröcker.

„Friederike Mayröcker hat sich Anfang des Jahres 2020 gewünscht, noch ein Buch fertigzustellen“, erinnert sich Mayer. „Es war ihr vergönnt: Im Juli letzten Jahres erschien „da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete“ – ihr letztes Werk.“
„In ihrer bescheidenen Wohnung in Wien-Margareten hat sie inmitten von Büchern, Zetteln und Körben voller Notizen auf einer Hermes Baby poetische Welten entworfen, die zwar mit den 26 Buchstaben unseres Alphabets auskommen, aber nie zuvor auf diese Weise geschrieben worden sind und zu lesen waren“, so Mayer weiter. „Mit höchster literarischer Präzision und größtmöglicher poetischer Freiheit hat sie vom Gewicht der Welt erzählt, vom Leichten und vom Schweren, von Glück und Erfüllung ebenso wie von Abschied und Trauer. Und so ist ein Lebenswerk entstanden, dessen Kunst auch darin besteht, Disparates und Unzusammenhängendes miteinander zu verknüpfen und so zu verweben, dass Wort-, Satz- und Textgebilde von außerordentlicher Schönheit, innerer Notwendigkeit und großer Strahlkraft entstehen. Friederike Mayröcker wird bleiben, was sie mehr als ein halbes Jahrhundert lang war: ein hell leuchtender Fixstern am Himmel der österreichischen Gegenwartsliteratur. Wir verneigen uns vor einer einzigartigen Dichterin.“

 

Red. / Presseaussendung Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport