Das Schulbuch in gedruckter Form soll weiterhin die Basis für Lehrende und Lernende sein. Der hybride Weg, also die Kombination mit digitalen Inhalten, sei aber der Medienmix der Zukunft. So waren sich die Teilnehmer:innen des Round Table im Rahmen der Festveranstaltung anlässlich „50 Jahre Schulbuchaktion“ des Fachverbands der Buch- und Medienwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) am 9. September einig. Wichtig dabei seien Qualitätssicherung und Medienerziehung bzw. -kompetenz, sowohl von Schüler:innen als auch Lehrenden.

 

Die Zukunft ist hybrid

Univ. Prof. Klaus Zierer, Ordinarius für Schulpädagogik an der Universität Augsburg, nahm in seinem Vortrag „Schulbuch 4.0 – Digitalisierung zwischen Mythos und Wahrheit“ Stellung zur Debatte um die Digitalisierung, bei der es „auf der einen Seite viele Euphoriker, auf der anderen Seite Apokalyptiker, welche die Digitalisierung als Grundübel unserer Zeit sehen“, gebe.

Beide Perspektiven müsse man zusammenführen. So stelle sich im Rahmen von „Lernen 4.0“ die Frage, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die Lehrenden, auf Lernende und auf den Lernprozess habe, wie die Medien eingesetzt werden und wie die Digitalisierung unser Verständnis für die Welt, unser Fühlen und Handeln beeinflusse. Ein bedeutender Punkt ist für ihn die Medienerziehung bzw. -kompetenz:

„Das ist die wichtigste Aufgabe, die wir haben. Wir dürfen nicht alles einfach laufen lassen. Mit der Digitalisierung haben wir neue Möglichkeiten, aber es gibt auch neue Gefahren. Jede Technik hat ihre Fallstricke“, so Zierer.

Er spricht sich zudem für den hybriden Weg bei Schulbüchern aus, wobei die Digitalisierung „die analogen Inhalte nicht ersetzen soll, die Inhalte aber auch nicht aufblähen“ soll. Er empfiehlt zudem, bei der Weiterentwicklung der Schulmedien wissenschaftliche Erkenntnisse zu integrieren und auf Qualität zu setzen. Und nicht zuletzt: „Entscheidend ist und bleibt die Lehrerprofessionalität.“

Digitale Angebote, Förderung der Medienkompetenz

„Die Schulbuchaktion ist eine familien- und bildungspolitische Erfolgsgeschichte“, erklärten Familienministerin Susanne Raab Bildungsminister und Martin Polaschek im anschließenden Round Table.

„Wir stellen jährlich 130,6 Mio. Euro aus dem Familienlastenausgleichsfonds dafür zur Verfügung, denn unsere Kinder haben die bestmöglichen Bildungschancen verdient. Auch wenn sich vieles weiterentwickeln wird, die bewähren Grundpfeiler der Schulbuchaktion bleiben: breites Angebot, Qualität und Wahlfreiheit und natürlich, dass wir uns auch in Zukunft den Herausforderungen der Zeit stellen werden. Dies wird in den nächsten Jahren weiterhin die Digitalisierung sein, wo wir weitere Schritte setzen wie das verstärkte Investieren in E-Books. Fest steht: Wir werden weiter für die beste Bildung unserer Kinder und die Unterstützung der Familien arbeiten“, so Raab.

Auch Raab betonte die Wichtigkeit der Medienkompetenz.

Minister Polaschek wies auf die Initiative für digitale Endgeräte an Schulen hin, wenn auch diese „nicht der Weisheit letzter Schluss“ sei. „Aber mit den medialen Möglichkeiten könne wir den Unterricht gestalten, Kinder gut abholen und zum freudigen Lernen motivieren.“ Mit der digitalen Grundbildung als neues Fach (an 5. bis 8. Schulstufen) soll zudem nicht nur die Technik, sondern auch Chancen und Gefahren nähergebracht werden.

Markus Spielmann als Vertreter der Verlage betonte auch die Bedeutung der Schulbuchaktion für die Medienproduktion aus wirtschaftlicher Sicht, wenngleich die Wirtschaftslage derzeit nicht einfach sei und hier der Wunsch nach Diskussion im Zusammenhang etwa mit den gedeckelten Preisen bestehe. Er machte auch bewusst, dass international gesehen die Schulbuchaktion einmalig sei. „Andere Länder blicken neidisch auf uns“, so Spielmann. Die Qualitätssicherung sei besonders wichtig, das betreffe auch die Pädagogen, ging er auf Zierers Vortrag ein.

„Es liegt an uns bestmögliches Werkzeug für Schulen zu machen, wir brauchen aber auch gute Handwerker. Das muss zusammenspielen.“

In Sachen Digitalisierung hätten die Verlage 2.0 hinter sich, „wir sind bei 3.0 und bewegen uns auf 4.0 weiter“, so der Blick in die Zukunft.

Fachverbandsobmann KR Friedrich Hinterschweiger ließ einmal mehr wissen: „Es gib ein großes Einvernehmen, den hybriden Weg gemeinsam fortzusetzen. Wir haben uns darauf geeinigt, das Lernen und die Lernvermittlung über Print und vertiefendes Lernen digital und mittels Videos im Zusammenspiel wirken zu lassen.“

Lieblingsschulbücher der österreichischen Volksschüler:innen 2022

Zum Abschluss der Veranstaltung präsentieren Kinder der „Volksschule am Himmel“ die Lieblingsschulbücher der österreichischen Volksschüler:innen 2022, die von Schüler:innen aus 177 Volksschulen (mit insgesamt 17.000 Stimmen) gewählt wurden. Platz 1 erreichte die Schulbuchreihe „Alles klar!“ von Notburga Grosser und Maria Koth aus dem Verlag Veritas. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen die Reihen „Playway“ vom Verlag Helbling (Günter Gerngross, Angela Horak, Herbert Puchta, Gudrun Zebisch) und „Karibu“ vom Verlag E. Dorner (Katharina Berg, Astrid Eichmeyer, Birgit Fillafer, Kerstin von Werder, Gabriele Zoltan u.a.).

50 Jahre Schulbuchaktion

Im Jahr 1972 kündigte der damalige Bundesminister für Unterricht und Kunst, Fred Sinowatz, die Schulbuchaktion an, um Familien finanziell zu entlasten sowie die Ausbildung und Chancengleichheit der Kinder zu fördern. Seit dem Schuljahr 1972/73 finanziert der Familienlastenausgleichsfond die Schulbücher von rund 1,1 Mio. Schüler:innen pro Jahr als gratis Sachleistung.

Etwa 8,6 Mio. neue Bücher und 8.000 verschiedene Werke werden jährlich ausgegeben. Das Bundeskanzleramt (BKA) und das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) sind Träger der Schulbuchaktion, der Fachverband der Buch- und Medienwirtschaft der WKÖ ist Partner als Repräsentant der Schulbuchverlage und des Schulbuchhandels.

 

Beitrag WKO