Die 1941 in Altaussee geborene Schriftstellerin und Übersetzerin ist am 30. März in ihrer Heimatstadt verstorben.
Barbara Frischmuth wuchs zunächste in einem Hotelbetrieb auf und besuchte das Gymnasium in Gmunden. Nach dem Tod des Vaters, der 1943 in Russland fiel, führte ihre Mutter das „Parkhotel“ bis 1956 weiter, ehe sie mit ihrer Tochter nach Graz übersiedelte. An der Karl-Franzens-Universität studierte Barbara Frischmuth zunächst Türkisch und Englisch. 1960 erhielt als erste Europäerin ein Stipendium an die Universität Erzurum und verbrachte mehrere Monate in der Türkei. Nach ihrer Rückkehr gab sie ihr Englisch-Studium auf und wandte sich dem Ungarischen zu. 1962 bzw. 1964 legte sie erfolgreich die Fachprüfungen für Übersetzer ab. 1964 übersiedelte Frischmuth nach Wien, wo sie zunächst ein Doktoratsstudium der Turkologie, Iranistik und Islamkunde begann, das sie 1966 abbrach und hauptberuflich Schriftstellerin und Übersetzerin wurde.
Ihre literarische Karriere begann in den 1960er Jahren mit der Veröffentlichung von Gedichten und ihrem Beitritt zur „Grazer Gruppe“. Nach dem Erfolg ihres Debüts „Die Klosterschule“ (1968) erschienen bereits in den 70er Jahren im Residenz Verlag wesentliche Werke von Barbara Frischmuth, darunter die Romane „Die Mystifikationen der Sophie Silber“ (1976), „Amy oder die Metamorphose“ (1978), „Kai und die Liebe zu den Modellen“ (1979) sowie zahlreiche Bände mit Erzählungen und kürzeren Texten.
Frischmuth lebte und arbeitete in vielen Ländern und hielt an verschiedenen internationalen Universitäten Vorlesungen. Die mehrfach ausgezeichnete Autorin kehrte 1999 wieder nach Altaussee zurück.
In ihren Vorlesungen „Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen“ (Residenz Verlag 2021) hat sie noch einmal der Überzeugung Ausdruck verliehen, die vor allem ihr spätes Werk wie auch ihre Gartenbücher prägte: „Dass wir Menschen nur eine Art von unendlich vielen sind, die auf diesem Planeten leben“, und uns nicht anmaßen dürfen, über andere Arten zu herrschen, sondern mit ihnen im Einklang leben sollten. Auch ihre letzten Erzählungen, die Anfang Februar 2025 unter dem Titel „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ im Residenz Verlag erschienen sind, legen davon poetisch Zeugnis ab.
Barbara Frischmuth hinterlässt ein umfangreiches literarisches Erbe, das vorallem beim Aufbau-Verlag und beim Residenz Verlag publiziert wurde. Zu ihren großen Erfolgen zählten Romane wie „Die Klosterschule“ (1968), „Die Mystifikationen der Sophie Silber“ (1976), „Die Schrift des Freundes“ (1998) oder „Woher wir kommen“ (2012) und nicht zuletzt die literarischen Gartenbücher. Wie keine andere deutschsprachige Autorin brachte sie den Leser:innen die islamische Welt auf epische, poetische und kritische Weise näher, plädierte für Toleranz und Vorurteilslosigkeit.
„Barbara Frischmuth war ein ganz besonderer Mensch. Ihr Blick auf die Welt war offen und feinfühlig, ihr literarisches Werk war von außergewöhnlicher Tiefe und Vielfalt. Ich schätzte sie wirklich sehr und ihr Tod ist für uns alle ein großer Verlust. Unser tiefstes Mitgefühl gilt ihrer Familie und ihren Freund*innen.“ – Claudia Romeder, Verlagsleiterin Residenz
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