Die Steirerin Natascha Gangl gewann bei den 49. „Tagen der deutschsprachigen Literatur“ mit ihrem Text „der Sta“ („Der Stein“) den Bachmannpreis 2025 und auch den BKS-Publikumspreis. Der poetische Text, in dem die Autorin Sprache, Identität und NS-Verbrechen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges im Grenzgebiet zwischen Österreich, Ungarn und Slowenien verbindet, war von Brigitte Schwens-Harrant eingeladen worden.

Die Literatur-Auszeichnung wurde heuer zum dritten Mal nach einem Punktesystem vergeben. Dabei konnte jedes Jurymitglied einen Punkt bis fünf Punkte vergeben, ausgenommen waren ihre eigenen Kandidatinnen und Kandidaten. Gangl setzte sich mit 23 Punkten mit großem Abstand an die Spitze. Ihre „literarische Heimat“ ist der Ritter Verlag, womit der Siegertext diesmal aus einem österreichischen Avantgardeverlag und nicht von einem deutschen Marktplayer stammt.
Der Bachmannpreis wird gestiftet von der Stadt Klagenfurt und ist mit 25.000 Euro dotiert.

Natascha Gangl gewann für ihren Text „da Sta“ auch den BKS-Publikumspreis.

Der Deutschlandfunkpreis – verbunden mit mit 12.500 Euro – wurde Boris Schumatsky für „Kindheitsbenzin“ zugesprochen. Der Text des in Moskau geborenen deutschen Autors war von Philipp Tingler eingeladen worden.

Der mit 10.000 Euro dotierte KELAG-Preis ging an die Schweizer Autorin Nora Osagiobare für den Text „Daughter Issues“, eingeladen von Thomas Strässle.

Mit dem 3sat-Preis im Wert von 7.500 Euro wurde Almut Tina Schmidt bedacht. Die deutsche Autorin, die in Wien lebt, las auf Einladung von Brigitte Schwens-Harrant den Text „FAST EINE GESCHICHTE“

Zur „Carinthischer Sommer Festivalschreiber:in“ wurde die in Kärnten aufgewachsene Autorin Tara Meister gekürt, die mit dem Text „Wakashu oder“ – auf Einladung von Mara Delius – angetreten war. Das erstmals vergebene zweimonatige Stipendium am Ossiacher See ist mit 3.000 Euro dotiert. Gewählt wurde Tara Meister von der Festival-Intendantin Nadja Kayali.

Teilnehmer:innen

Insgesamt 14 Autor:innen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich lasen um den Ingeborg-Bachmann-Preis

  • Thomas Bissinger (D)
  • Natascha Gangl (A)
  • Max Höfler (A)
  • Nefeli Kavouras (D)
  • Fatima Khan (D)
  • Laura Laabs (D)
  • Kay Matter (CH)
  • Tara Meister (A)
  • Nora Osagiobare (CH)
  • Josefine Rieks (D)
  • Almut Tina Schmidt (D)
  • Boris Schumatsky (D)
  • Verena Stauffer (A)
  • Sophie Sumburane (D)

Biografische Details und Bilder zum Teilnehmerfeld und zur Jury sind unter bachmannpreis.ORF.at abrufbar.

Die Jury 2025

  • Klaus Kastberger (Juryvorsitz)
  • Mara Delius
  • Laura de Weck
  • Mithu Sanyal
  • Brigitte Schwens-Harrant
  • Thomas Strässle
  • Philipp Tingler

Neben der Literatur dominierten das Thema Hitze und die Einsparungen im Kulturbereich, der allgemeinen Spardruck und die Finanzmisere Klagenfurts die Gespräche der 49. Tage der deutschsprachigen Literatur. Nicht nur die Ausrichtung des traditionellen Bürgermeisterempfangs im Schloss Loretto war heuer gestrichen worden, sondern auch der Literaturkurs für junge Autor:innen wurde ausgesetzt.

Alle Texte, Jurydiskussionen und vieles mehr sind auf bachmannpreis.orf.at nachzulesen.

Schlusswort von Klaus Kastberger

Juryvorsitzender Klaus Kastberger sagte in seinem Schlusswort, Publikumspreis und Jurywertung seien sich einig, „das soll uns der Song Contest einmal nachmachen.“ Er habe nachgeschaut, wie es Menschen so gehe, in ihrem 29., 39. oder 49. Jahr. Die Psychologie wisse, dass Menschen, die den 9er hinten stehen haben, komisch werden. Sie fragen nach dem Sinn, stellen alles in Frage und vergleichen. Das letzte Jahr vor einem runden Jubiläum stehe unter einem immens hohen Druck. Er schlage vor, sich diesen Druck im kommenden Jahr zu teilen und gab allen eine „Hausübung“ mit auf den Weg: Sie sollten sich überlegen, wie eine Welt ohne Kunst und Kultur ausschauen solle und ob Kunst und Kultur in einer freien, demokratischen Welt nötig seien. Viele hätten schon Antworten auf diese Fragen gefunden und auch die 49. „Tage der deutschsprachigen Literatur“ hätten gezeigt, dass Antworten da seien, doch gebe es noch Spielraum nach oben. Im nächsten Jahr sollte jeder Antworten mitbringen, so Kastberger.

 

Red. / ORF / bachmannpreis.orf.at