Martina Clavadetscher, Thomas Duarte, Michael Hugentobler, Christian Kracht und Veronika Sutter stehen auf der Shortlist des Schweizer Buchpreises 2021. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 42.000 Franken dotiert. Der Preisträger oder die Preisträgerin erhält 30.000 Franken; die vier anderen Nominierten erhalten jeweils 3.000 Franken.
Die öffentliche Preisverleihung findet am Sonntag, 7. November 2021 um 11 Uhr im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel statt.

Die Begründung der Jury

Für den Schweizer Buchpreis 2021 prüfte die Jury über 92 Titel aus 65 Verlagen.

Jurysprecher Daniel Graf sagt zur Wahl: «Auf der Shortlist finden sich grosse Namen und echte Entdeckungen. Das klassische Erzählen und das Experimentelle. Das Historische und die Zukunftsvision. Das Abgründige und das Humorvolle. Das Politische und das Verschrobene. Mehr muss man zu Vitalität und Vielseitigkeit der Deutschschweizer Gegenwartsliteratur nicht sagen.»

Martina Clavadetscher: «Die Erfindung des Ungehorsams» (Unionsverlag)

Drei Frauen und die Frage nach künstlicher Intelligenz stehen im Zentrum des zweiten Romans von Martina Clavadetscher. Iris, die in Manhattan ungeduldig auf die nächste Dinnerparty wartet. Ling, die in einer Sexpuppenfabrik in China künstliche Frauenkörper auf Herstellungsfehler kontrolliert. Und Ada Lovelace im alten Europa, die visionäre Pläne für neuartige Maschinen entwickelt. Ein Roman über den Kern der Dinge, der durch seine thematische Aktualität und sprachliche Kraft besticht.

Thomas Duarte: «Was der Fall ist» (Lenos Verlag)

Ein Sachbearbeiter einer Stiftung erscheint nach Mitternacht auf einem Polizeiposten und erzählt, wie sein Leben aus den Fugen geraten ist. Er wird finanzieller Unregelmässigkeiten verdächtigt, lässt eine illegal arbeitende Frau im Büro wohnen, deren Lebensberichte ihrerseits Teil der Geständnisse sind. In seinem Debütroman «Was der Fall ist» entfacht Thomas Duarte ein funkelndes Erzählfeuerwerk, und er entlarvt dabei so ernsthaft wie ironisch die Absurditäten unserer Arbeitswelt.

Michael Hugentobler: «Feuerland» (dtv)

Thomas Bridges, der Ziehsohn eines englischen Missionars, wächst Mitte des 19. Jahrhunderts in Südamerika unter den Kindern der Yamana auf. Fasziniert und obsessiv legt er ein Wörterbuch ihrer reichen Sprache an, das später in die Hände eines deutschen Völkerkundlers gerät. Als die Nationalsozialisten in den 1930er-Jahren beginnen, Bibliotheken zu plündern, gilt es, das Nachschlagewerk unter allen Umständen in Sicherheit zu bringen. Eine subtil erzählte Geschichte zwischen kolonialen und nazistischen Verheerungen, die ohne Helden auskommt.

Christian Kracht: «Eurotrash» (Kiepenheuer & Witsch Verlag)

In einer listig arrangierten Autofiktion unternimmt der Erzähler mit Namen Christian Kracht eine Reise mit seiner achtzigjährigen alkohol- und tablettensüchtigen Mutter: von Zürich in die alte Heimat Gstaad und wieder zurück. Dabei möchten sie viel von dem Geld verschenken, das die Familie im Beziehungsgeflecht von Altnazis in der BRD angehäuft hatte. So frech und spektakulär kann nur Christian Kracht die «Aufarbeitung» einer Familiengeschichte misslingen lassen.

Veronika Sutter: «Grösser als Du» (Edition 8 Verlag)

Sie heissen Gloria, Helen oder Gino, und sie leben mit einem Geheimnis. Scham und Verleugnung hindern sie, über das zu sprechen, was hinter ihren Wohnungstüren passiert. «Grösser als du» versammelt 15 lose verbundene Erzählungen, die zwischen den Frauenstreiks von 1991 und 2019 angesiedelt sind. Es sind Stücke über Beziehungen und Momente, wo Liebe in Gewalt kippt. Mit präzisen Schnitten und überraschenden Wendungen bringt Veronika Sutter Licht in die dunklen Geschichten.

Die Jury 2021

Die fünfköpfige Jury hat aus den insgesamt 92 eingereichten Titeln eine Nominationsliste mit fünf Werken zusammengestellt. Aus dieser Nominationsliste bestimmt die Jury die Preisträgerin oder den Preisträger des Schweizer Buchpreises 2021. Die Entscheidung wird von der Jury schriftlich begründet. Die Mitglieder der Jury sind in ihrer Entscheidung unabhängig.

Die Mitglieder der Jury des Schweizer Buchpreises 2021 sind:

  • Tommy Egger (Buchhändler, Buchhandlung im Volkshaus)
  • Sieglinde Geisel (Kulturjournalistin, NEU)
  • Daniel Graf (Kulturredakteur Republik, Jury-Sprecher)
  • Annette König (SRF-Literaturbloggerin)
  • Hubert Thüring (Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Universität Basel)

Die Sponsoren und Partner

Der Schweizer Buchpreis wird unterstützt von der Emil & Rosa Richterich-Beck Stiftung, der Forlen Stiftung, dem Schweizer Bücherbon sowie rund 30 Partnerbuchhandlungen. Die Lesetour der Nominierten wird unterstützt von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.

Die Termine

Die öffentliche Preisverleihung findet am Sonntag, 7. November 2021 um 11 Uhr, im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel statt.
Der Eintritt ist frei. Besucherinnen und Besucher benötigen ein COVID-19-Zertifikat und einen amtlichen Ausweis. Die Platzanzahl ist beschränkt. Gratis-Tickets können ab sofort unter www.buchbasel.ch gebucht werden.

Die nominierten Autorinnen und Autoren werden ihre Bücher zuvor auf einer Lesetour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz präsentieren. Wer wann wo auftritt, entnehmen Sie bitte unserer Website.

 

Medienmitteilung Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband