In einem dramatischen Hilferuf appelliert die österreichische Buchbranche an die Bundesregierung, zur Rettung des heimischen Buchhandels eine deutliche Senkung der Mehrwertssteuer auf Bücher umzusetzen.

„Die Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand. In vielen Buchhandlungen sind die Lichter bereits endgültig ausgegangen – viele weitere werden folgen, wenn wir nicht rasch gegensteuern“, warnt Friedrich Hinterschweiger, Obmann des Fachverbandss Buch- und Medienwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Ursachen für die prekäre Situation des Buchhandels sind die massive Verteuerung von Papier, Energie und Transport, hohe Personalkosten und die problematische Preisgestaltung.

Von 2012 bis 2023 sank die Zahl der aufrechten Gewerbeberechtigungen für den Buchhandel um fast 30 %. Diese besorgniserregende Entwicklung hat sich in diesem Jahr noch einmal verschärft, denn in den ersten 2 Monaten 2024 liegt der Rückgang bei 1 %.

Offener Brief: FV wendet sich zur Rettung des Buchhandels an Finanzminister

Mit einem offenen Brief, der von allen Mitgliedern aller Fraktionen des Fachverbandes ausdrücklich unterstützt wird, wendet sich die Branche jetzt an Finanzminister Magnus Brunner. In sieben Punkten wird auf die alarmierende Situation und deren Folgen im Buchhandel hingewiesen und die Bundesregierung um Unterstützung gebeten:

  • Österreich ist bei der Umsatzsteuer auf Bücher ein Hochsteuerland, die Branche leidet unter diesem Wettbewerbsnachteil.
  • Die Kostenspirale ist tödlich, die Buchpreisentwicklung und die Umsätze sind miserabel.
  • Die Buchpreisbindung hilft, reicht aber nicht mehr aus.
  • Die Zahlen bestätigen die öffentliche Wahrnehmung, dass die gesamte Buchbranche immer schneller schrumpft.
  • Der Onlinehandel schmälert die Rentablität, weil der Warenwert von Büchern in keinem Verhältnis zu den hohen Versand- und Logistikkosten steht.
  • Langfristige Befürchtungen betreffen auch die Bildung und die Demokratie, denn das Lesen von gedruckten Büchern ist dafür von zentraler Bedeutung.
  • Für die Republik würde eine Senkung auf 4 % Umsatzsteuer vernachlässigbare 0,03% des Umsatzsteueraufkommens ausmachen.

Hinterschweiger: „Damit unsere ‚geistigen Tankstellen‘ nicht endgültig von der Bildfläche und aus dem Stadtbild verschwinden, braucht es jetzt dringend eine deutliche Senkung der Umsatzsteuer auf Bücher. Wenn die Vielfalt im Handel verloren geht, hat das nicht nur Konsequenzen für die betroffenen Betriebe, es sind in Folge auch die vielen kleinen österreichischen Verlage sowie Autor:innen, die zunehmend unter die Räder geraten!“

 

Presseaussendung Wirtschaftskammer Österreich